Die Hitze beginnt sich um die Mittagszeit recht drückend auf den kleinen Garten vor der Berufsschule 1 in der Welser Linzerstraße zu legen, als sich das Areal schrittweise in eine Ausstellungsfläche besonderer Art verwandelt. Nach und nach sammeln sich dort nämlich historische Fahrzeuge auf den Rasenflächen und Kieswegen wie zu einem Concours d’Élegance. Oldtimer von den 1930er bis zu den 1980er-Jahre. Mehr als ein Dutzend davon: Brot-und-Butter-Autos vergangener Jahrzehnte genauso wie Stilikonen, Sportwagen und ehemalige Luxuskarossen. Kurz darauf Pausenglocke und die ausgestellten Fahrzeuge sind von Berufsschülerinnen und -schülern dicht umringt.
Aber was soll der seltsame Auftrieb? Die Antwort lautet „Startermotor“. Eine Initiative des ÖMVV, der Dachorganisation der Motorveteranenverbände, der sich der OÖMVC und unser Partnerclub „OÖ. Oldtimerclub Leonding“ angeschlossen haben. Der Zweck: junge Menschen an die Faszination „Oldtimer“ heranzuführen. Klingt gut, aber worum geht’s wirklich?
Mehr als eine Dreiviertel Milliarde Euro an Wirtschaftsleistung generiert die österreichische Oldtimerszene jährlich. Tendenz steigend. Gegensätzlicher Trend –stark fallend – herrscht in den KFZ-Betrieben beim Wissen über historische Mechanik und analoge Fahrzeugkomponenten. Kommt man mit seinem historischen Fahrzeug in eine Werkstatt, begegnet man häufig ratlosem Kopfschütteln. Nur noch wenige, meist ältere Mechaniker kennen sich mit Vergaser, analoger Zündung und elektromechanischen Schaltelementen aus. Fazit: die Szene trocknet aus, verlagert sich mit ein wenig Glück hin zu kundigen Amateuren, damit aber in einen Graubereich hinsichtlich Haftung. Und der volkswirtschaftliche Wert wird in keiner Bilanz erfasst. Wer also soll in Zukunft – legal und abgesichert – das mobilitätshistorische Kulturerbe sachkundig warten und betreuen?
Startermotor ist dabei die Charmeoffensive, die gezielt junge Menschen aus dem Umfeld der KFZ-Wirtschaft ansprechen soll. Gleichzeitig wird damit in der WKO, der Politik und in den Berufsschulen für die Aufnahme analoger und historischer Fahrzeugtechnik in die Lehrpläne geworben. Trockene Agenda zwar, aber wichtig!
Umso saftiger und sinnlicher der Austausch der jungen Menschen mit den Besitzern der „alten Kisten“ im Schulgarten. „Darf man Fotos machen?“, „Bitte hineinsetzen?“, „Motorhaube auf?“.
Da sind natürlich vordergründig einmal Design und Leistung der historischen Fahrzeuge, welche die Emotionen bei den jungen Leuten wecken. Aber dahinter stecken oft sehr kluge und kompetente Fragen nach der Funktionsweise von Aggregaten und Elementen, von denen die Berufsschüler oft nur entfernt gehört haben.
Was sich an diesem Mittwochmittag, dem letzten Schultag vor dem langen Fronleichnams-Wochenende in der Welser Berufsschule 1 ereignet, ist eine wertschätzende, von großem Interesse getragene und auf die sinnliche Erfahrbarkeit der historischen Fahrzeuge ausgerichtete Begegnung mit jener Generation, der die Oldtimerliebhaber ihre historischen Schätze gerne zu fachkundiger Wartung anvertrauen würden.
Besonderer Dank für die Initiative und Kooperation gilt Reg.R. Ing. Alfred Pfob, Günter Peisl und Gerhold Zautner, den Präsidenten von OÖMVC und Oldtimerclub Leonding, Berufsschuldirektor David Breitwieser sowie den teilnehmenden Fahrzeugbesitzern.
Und während sich die Berufsschüler:innen nach der Begegnung mit den fahrbaren Kleinoden auf ihren Heimweg in das verlängerte Wochenende machen, klingt der frühe Nachmittag für die Oldtimer-Besitzer bei Kaffee und Kuchen (Danke, OÖMVC und ÖAMTC!) am ÖAMTC-Stützpunkt Wels aus.
Text: Christian Schrenk, Fotos: OÖMVC